06 Mai Wie ich meinen Traumjob erschaffen habe
Dein Traumjob wartet auf dich
Noch vor fünf Jahren, mit Anfang 30, habe ich sehr daran gezweifelt ob ich jemals sagen würde: „Hey, das ist ja mein Traumjob, für den ich heute früh aufgestanden bin!“ Denn: Den eigenen Traumjob zu finden ist echt nicht einfach – vor allem wenn man so viele Ansprüche hat wie ich. Aber heute ist es wirklich genau so: Das was ich tue ist mein Traumjob. Das heißt, eigentlich sind es zwei; darauf komme ich später noch. Ich bin auch nicht besonders stolz darauf – eher dankbar. Und weil ich glaube, dass dir einiges aus meiner Geschichte helfen kann, erzähle ich sie dir im Folgenden. Damit du nicht so lange brauchst wie ich, um bei deinem Traumjob anzukommen.
Vor fünf Jahren also hat meine Frau zu mir gesagt: „Tobias, jetzt such dir doch endlich einmal einen Job der dich glücklich macht! Ich hab es satt, mir ständig dein Gejammer anzuhören!“ Und sie hatte recht: Obwohl ich damals in Frankfurt in internationalen Klimaprojekten gearbeitet habe, was eigentlich immer mein Traum gewesen war, war ich doch immer irgendwie unzufrieden. Zu viel Computer, zu viel Papierkram, zu wenig konkrete Ergebnisse. Und wo sind eigentlich diese motivierten, dynamischen Mitstreiter gegen den Klimawandel, mit denen ich immer zusammenarbeiten wollte?! – Kurzum: mir hat die Begeisterung gefehlt. Und ohne Begeisterung ist es schwierig, glücklich zu sein.
Und dann haben wir eine Reise durch Spanien gemacht. Mit dem VW-Bus, während der Elternzeit – sehr zu empfehlen! Und dort ist mir etwas klar geworden, und zwar in einem ganz bestimmten Moment an einem Strand im Osten Andalusiens, unter dem Sternenhimmel. Und diese Erkenntnis hat mir von da ab sehr geholfen. Denn so ein Moment der Klarheit, wenn wir ihn wirklich voll aufnehmen und verstehen, wird uns zum Leitstern für unser weiteres Leben. – Was ist mir also in diesem Moment klar geworden, als meine Frau und die beiden Kleinen schon am Strand am Einschlafen waren und ich noch alleine am Strand entlang spaziert bin?
Nun, ich hatte schon früher mal eingesehen, dass ich mehr mit Menschen arbeiten muss, um glücklich zu sein. Aber in diesem Moment war mir auf einmal ganz klar: Ich will nicht nur mit Menschen arbeiten, ich will auch Menschen inspirieren mit dem was ich tue. Das war es! – Ich will nicht im stillen Kämmerlein an der Lösung der Klimakrise oder sonst einem Problem arbeiten! Sondern ich will die Menschen auch inspirieren, sie persönlich bewegen und sie damit auch motivieren, sich selber einzubringen für eine bessere Welt!
Lektion eins: Werde dir klar, was dir das Wichtigste ist in deinem Wirken. Willst du eine Lösung für ein ganz bestimmtes Problem in der Welt entwickeln? Willst du die Menschen glücklicher machen? Willst du für die Menschen in deinem Umfeld da sein? Oder willst du ein ganz bestimmtes Talent, das du hast, weiter entwickeln und zur Perfektion treiben? – Es ist sehr sehr hilfreich, wenn du weißt, was dein grundlegendes Anliegen in der Welt ist – auch wenn du noch nicht genau weißt wie du es umsetzt. – Und das Wichtige daran: Man kann da wirklich hinkommen, das zu wissen! Du musst nicht einmal nach Andalusien fahren; es gibt auch andere Möglichkeiten, dem auf die Spur zu kommen: Gezielt Zeit in der Natur und mit dir selbst verbringen zum Beispiel, auf einen Berg steigen, einen Tag im Wald verbringen und dich dabei dieser Frage widmen hilft auch schon. Und vor allem: Dir Zeit geben dafür; denn mit Druck erreicht du da gar nichts.
Damit war es aber noch nicht getan für mich. Ich hing ja immer noch in meinem gleichen Job fest. Jetzt war es sogar anstrengender: Jedes Mal wenn ich von einem erfolgreichen Coach oder Sozialaktivisten oder auch Klimaschutzpolitiker gelesen habe, hat sich in mir etwas zusammengezogen vor Neid und Minderwertigkeit und ich war wieder für 1-2 Tage todunglücklich mit meiner Situation: „Jetzt bin ich schon über 30 – werde ich es denn niemals schaffen? Warum sind alle anderen so erfolgreich und ich dümpele immer noch vor mich hin mit meiner Lebensaufgabe? Hätte ich vielleicht doch damals bei der Weltbank bleiben sollen? Dort könnte ich wenigstens jetzt große Klimaprojekte machen und damit die Welt verändern…“
Und ich habe mit der Zeit gemerkt: Dieses Hin und Her und dieses Hadern, das ist es, was mich eigentlich unglücklich macht. Diese großen, unerreichbaren Ziele, die Welt vor dem Klimawandel zu retten oder als weltbekannter Speaker alle Menschen zum Glück bekehren, das macht mich kaputt auf Dauer. Und was ist mir wichtiger: Diesen unerreichbaren Zielen treu zu bleiben, oder glücklich zu sein im Leben und mich auf meine persönliche Weise in der Welt einbringen? Da habe ich dann gemerkt: „So, und jetzt ist es genug. Jetzt will ich endlich mal glücklich sein und mein Leben und meine Arbeit auf meine Weise gestalten. Jetzt stehe ich mal zu dem was ich bin – und auch dazu, dass ich nicht in einen 9-to-5-Anzug-und-Krawatte-Job passe.“ Und das war der richtige Wendepunkt für mich.
Jetzt in den Podcast reinhören 🙂 !
Lektion zwei: Werde dir klar über diese Frage: Was ist dir wichtiger: Abstrakten Zielen treu zu bleiben (die manchmal gar nicht deine eigenen sind!) oder zu dem stehen, was du bist, und auf deine eigene Art und Weise glücklich zu werden und die Welt zu gestalten? – Ich finde, das muss jeder irgendwann für sich entscheiden. Und dieser zweite Weg kann auch hart sein, zum Beispiel wenn du einen etablierten Job aufgibst und zunächst einmal wieder ganz klein anfängst. Aber wenn es dir wirklich ernst ist – und ich meine wirklich ernst – dann glaube ich, dass du letztlich mit diesem zweiten, persönlichen Weg mehr erreichst – und schlussendlich auch nur dort die Welt wirklich verändern kannst.
Noch eine Sache, die mich auch sehr oft unzufrieden gemacht hat, war, wenn ich von anderen Menschen gelesen habe, die scheinbar nur schöne Sachen machen in ihrem Job: Der freischaffende Coach, der auf Ibiza lebt und dort Seminare gibt, der Profikletterer, der sein Geld damit verdient, in den Bergen unterwegs zu sein, oder auch die Direktorin von einer Klimaschutzbehörde, die Tag für Tag auf spannende Veranstaltungen geht, wichtige Entscheidungen trifft und einen Sekretär und einen Fahrer hat, die sie von den langweiligen Aufgaben befreien. Manchmal werde ich da auch heute noch neidisch.
Aber was ich gemerkt habe, nicht nur bei mir, sondern vor allem auch bei anderen glücklichen Menschen: Letztlich geht es nicht darum, dass dein Job dir persönlich den maximalen Spaß bringt. Es geht darum, dass du dich von einem Problem oder einem Thema so berühren lässt, dass es dir Tag für Tag von Neuem innere Freude bereitet, dich genau damit zu beschäftigen. Denn Spaß ist bei genauer Betrachtung eine oberflächliche Sache. Aber wenn du ein Thema, eine Aufgabe findest, die dich auch nach Jahren noch begeistert und dich vor neue Herausforderungen stellt, dann hast du wirklich einen Schatz gefunden.
Und für deine Suche ist das ein weg vom „optimalen Job“ hin zu „Wie kann ich am besten dienen? Wo kann ich meine Gaben am besten zur Verfügung stellen für das große Ganze?“ – Denn wenn ich mir heute meine großen Vorbilder anschaue, dann sehe ich: Die leben ihr Leben auch nicht nach dem Spaßfaktor oder unter der Maximierung von Annehmlichkeiten. Sondern sie gehen vollkommen auf in dem Dienst für eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen oder für ein Thema – und sind damit die glücklichsten Menschen die ich kenne.
Lektion drei: Glücklich in deinem Job wirst du nicht durch das Optimieren von Kleinigkeiten, sondern durch eine ganz grundlegende Ausrichtung an dem, was wirklich zählt, und zwar: „Wie kann ich am besten dienen? Wo kann ich meine Gaben am besten zur Verfügung stellen für das große Ganze?“ Oder bildlich gesprochen: Findest du deine Seelenpartnerin (oder -partner) im Datingportal über das Einstellen von „Groß – blond – blauäugig“? Oder eher, indem du offen bist für neue Menschen und darauf achtest, wo du bei einem Menschen eine besondere Anziehungskraft spürst ist und ihr gemeinsame Werte teilt?
Zurück zur Einleitung: Was mache ich also heute im Jahr 2017? Nun, wie schon erwähnt: Zwei verschiedene Jobs: Ich interviewe in meinem Podcast „Sinn. Arbeit. Leben.“ jede Woche Menschen, die richtig glücklich und erfolgreich sind in ihrem Wirken, und die damit die Welt zum Besseren verändern – und ich begleite Menschen auch zu genau diesem Thema. Und zweitens bin ich nach wie vor Ingenieur für Solarenergieprojekte, und zwar solche in Pakistan (siehe Bild!). Für mich ist dieses Arrangement genau richtig: Ich kann mit Menschen an meinem Lieblingsthema „Sinn und Erfüllung im Beruf“ arbeiten, und ich kann immer noch mit konkreten Projekten einen Beitrag zu Klima und Entwicklung leisten. Und was mir klar geworden ist: Jemand anderes würde vielleicht wahnsinnig werden mit diesen verschiedenen Aufgaben, aber ich persönlich brauche diese Vielfalt an Tätigkeiten! Wenn ich jeden Tag das Gleiche machen würde, würde ich verrückt!
Lektion vier: Werde dir klar über diese Frage: „In welchem Umfeld funktioniere ich am besten?“ – Und dann erschaffe dir dieses Umfeld. Das geht vielleicht nicht von heute auf morgen, aber doch sicher in fünf Jahren. Suche dir ein Thema das dich begeistert. Suche dir Menschen die dich inspirieren. Suche dir eine Aufgabe, die deinen sportlichen Ehrgeiz weckt. Erschaffe dir ein Umfeld in dem du gut arbeiten kannst. – Warum solltest du nicht glücklich werden?
Und jetzt? Ja ich weiß, all diese Dinge brauchen Zeit. Keine Abkürzung, kein Sechser im Lotto, sondern statt dessen viel Geduld. „Lohnt es sich denn wirklich, da dran zu bleiben?“ fragst du dich vielleicht. – Meine Antwort: Yes, es lohnt sich. Denn die Erfüllung, die du in deiner ganz persönlichen Lebensaufgabe finden kannst, die gibt es wirklich nur da. Und: Wenn du glücklich und voller Enthusiasmus bist mit dem was du tust, dann reißt du auch andere Menschen mit und erreichst damit schließlich die Wirkung, die du erzielen willst in der Welt. Also bleib dran, hab Geduld mit dir und dem Leben, entwickle dich weiter. Und wenn du hinfällst weißt du ja: Aufstehen, Krone zurechtrücken, und weitergehen !
Und irgendwann wird dein eigenes Glücklichsein dann zur Nebensache, und das eigentlich Wichtige kommt zum Vorschein. Nämlich: Du leistest deinen ganz persönlichen Beitrag für eine bessere Welt – für uns alle. Und was kann es Befriedigenderes geben im Leben?
Monika Stern
Posted at 12:54h, 04 JuniIch fühle deine wahren Worte, dass unser Dasein nicht sein sollte, freudlos zu leben/arbeiten oder sich nur auf persönlichen Spass auszurichten. – Tiefe Befriedigung erfahre ich, wenn ich Menschen unterstütze. z. B. bewusster und glücklicher zu sein, oder wenn ich im Altersheim eine friedvolle Atmosphäre im Wohn/Esszimmer schaffe, wo sich nicht nur die Bewohner wohl fühlen. – Es gibt für mich täglich viele Möglichkeiten in meinem Umfeld, als Dienerin der Liebe zu wirken.
Tobias März
Posted at 16:48h, 04 JuniHey Monika, freut mich von dir zu hören! – Das klingt sehr gut; ja, es gibt in jedem Tag unzählige kleine Möglichkeiten, zu wirken und für andere da zu sein… Herzliche Grüße + bis bald! Tobi