30 Jun Wie Pakistan dir hilft, glücklicher zu sein (Live aus Pakistan)
Dies Folge ist live aus Pakistan. Ich bin derzeit durch meine Arbeit mit Solarenergie regelmäßig in Pakistan, und die Möglichkeit, immer wieder zwischen der deutschen und der dortigen Welt hin und her zu wechseln, gibt mir einzigartige Perspektiven auf Deutschland und was wichtig ist im Leben. Und ich bin überzeugt, dass uns diese Perspektiven helfen, zufriedener zu sein im Leben und unsere Lebensaufgabe zu finden.
Diese Einsichten teile ich in dieser Folge mit mir.
Diese und die nächsten Folgen des 1:1 Podcast gehe ich die 24 Tipps durch. Diese „24 TIPPS UM DEINE LEBENSAUFGABE ZU FINDEN UND SIE ZU VERWIRKLICHEN“ erhältst du automatisch, wenn du dir von meiner Seite www.tobiasmaerz.de das Arbeitsbuch herunterlädst.
In dieser Episode:
- Die Bedeutung, dorthin zu gehen, wo die Menschen nichts haben (s. Interview mit Frey Faust)
- Meine Erfahrungen mit solchen Orten bisher
- Das Privileg, alles zu haben was du zu einem guten Leben brauchst!
- Die Freude und Freiheit, wenn wir dieses Privileg richtig nutzen.
- Die Verantwortung, in Deutschland aufzuwachsen.
- Verantwortung nicht als Last, sondern als motivierende Aufgabe: Ja, ich will etwas zur Lösung unserer heutigen Probleme beitragen!
- Warum die 4-Stunden-Woche nicht zum glücklichen Leben führt, und warum sie kein Modell ist, das unsere Welt zu einem guten Ort zum Leben macht. Und wie du statt dessen glücklich wirst.
Meine Frage an dich heute:
Was war dein prägendstes Erlebnis in einem Land wo die Menschen viel weniger haben als hier in Deutschland? – Ich freue mich auf deine Geschichte!
Sonja
Posted at 12:53h, 26 JuliHallo Tobias,
ich bin über tbd* auf deine Webseite gestoßen und habe mich hier neugierig etwas umgeschaut. Heraus gelesen habe ich, dass du öfter in Pakistan unterwegs bist. Besonders auf diesen Podcast hier war ich sehr gespannt in der Hoffnung neuen Input zu erhalten.
In einigen Dingen stimme ich dir voll und ganz zu, insbesondere unsere Sicht auf ein privilegiertes Leben in Deutschland könnten wir uns ruhig öfter positiv vor Augen halten.
Allerdings musste ich auch ganz schön schlucken. Du berichtest, was in deinen Augen in Pakistan besonders gut läuft und vergleichst Alleinerziehende in deinem Umfeld mit dem „funktionierenden“ sozialen Netzwerk in Pakistan. Scheidungen würde es dort überhaupt nicht geben und man würde sich zu seinem Partner committen.
Das finde ich ziemlich platt und einfach falsch! Beziehungsweise solltest du es nicht in dieser Form verallgemeinern.
Hast du dich denn gefragt, warum es in deinen Augen kaum Scheidungen gibt? Ich bezweifle übrigens, dass es überhaupt zuverlässige Zahlen gibt, denn das hieße ja, dass Ehen zuvor amtlich und offiziell registriert wurden.
Ehen werden in Pakistan mehrheitlich arrangiert.
Noch viel zu viele Frauen sind eigentlich Mädchen und nicht einmal volljährig. Vor allem in ländlichen Regionen werden Mädchen immer noch als Bürde angesehen, denen eine Mitgift gezahlt werden muss und die schnell unter die Haube sollten.
Hinzu kommt die hohe Analphabetenrate in Pakistan. Woher sollte also das Wissen über die eigenen Rechte kommen? Noch dazu in einem Land, in dem die muslimische Gemeinde in den Moralvorstellungen die höchste Rolle einnimmt?
In der Praxis sind es meist die Frauen, die eine andere Vorstellung von Ehe haben. Fern von Sicherheit, Geld oder sozialem Status. Liebesheiraten wie bei uns in Deutschland sind dort quasi nicht existent bzw. kommen sie wenn überhaupt in der oberen Gesellschaftsschicht vor oder eben in Bollywood-Filmen. Der Alltag vieler Frauen ist gezeichnet von Gewalt und Fremdbestimmung.
Über das Thema lässt sich noch sehr viel mehr sagen und aufdecken, das würde den Rahmen aber sprengen. Auch wenn die Scheidungsrate in Deutschland sehr hoch ist und ich das gerade für Kinder sehr schade finde, zeigt sie uns doch noch einmal, welche Privilegien wir haben. Besonders als Alleinerziehende_r ist es in Deutschland sehr schwer und hart, ohne Frage. Und doch müssen die jeweiligen Partner in keiner arrangierten Ehe verharren, sondern können ein selbstbestimmtes Leben führen, neue Partner wählen und müssen nicht den kompletten Gesichstverlust fürchten. Gerade Frauen in Pakistan werden nach einer Scheidung in Pakistan als „Namensbeschmutzer“ angesehen und können in den seltensten Fällen zurück zu ihrer Familie kehren. Wenn sie sich überhaupt zu diesem Schritt durchringen können. Eine Scheidung ist für viele Familien schlimmer als der Tod und das wird den Frauen von klein an eingetrichtert.
Zum Einlesen und Anregen lasse ich dir mal diese beiden Artikel da. Gerade in der pakistanischen Presse kommt zaghaft etwas mehr zu dem Themenbereich.
https://de.qantara.de/content/scheidung-oder-mehrehe-schwere-wahl-fuer-frauen-in-pakistan
http://www.dw.com/de/gef%C3%A4hrliche-scheidungen-in-pakistan/a-16864914
Liebe Grüße
Sonja
Tobias März
Posted at 13:53h, 26 JuliLiebe Sonja,
danke für dein ausführliches Feedback; du hast dir ja wirklich Mühe gemacht. Hast du eigtl. selber pakistanische Wurzeln? – Das wurde mir nicht ganz klar.
Es ist nicht so, dass ich das nur positiv sehe mit den arranged marriages und alles was damit zusammenhängt. Du hast recht mit deinen kritischen Kommentaren zu dörflichen Gegenden, Rechte von Frauen etc. und das sollte nicht schön geredet werden. Ich habe insgesamt fast 3 Jahre in Indien, Bangladesh und Pakistan verbracht mittlerweile über die letzten 15 Jahre und ja, es gibt viele Missstände.
Gleichzeitig ist es ein diffiziles Thema und manchmal schwer zu sagen, was bei unserer Einschätzung auf Menschenrechte etc. zurückzuführen ist und was unserer kulturellen Prägung entspricht. Wenn ich mit Kolleginnen hier rede, dann finden die meisten die arranged marriage gut und sehen sich mit den damit verbundenen Regeln als Frauen auch geschützt. Sie denken sehr anders über Gleichberechtigung, familiäres Leben etc.
Ich will damit nicht sagen was richtig oder falsch ist. Ich persönlich sehe auch Vorteile einer Gesellschaft, in der die Großfamilie eine starke Rolle hat, gegenüber einer individualisierten Gesellschaft wo viele Menschen (Alleinerziehende, Alte, …) oft auf sich alleine gestellt sind.
Macht das Sinn?
Glückwunsch zu deiner Website übrigens!
Herzliche Grüße + nochmal danke für deinen Kommentar! Tobias